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■ Der Apfel, Sinnbild für Fruchtbarkeit und Macht, aber ■ Im Feierjahr zum 150. Geburtstag von Käthe Kollwitz
auch für Sünde und Zwietracht, steht im Mittelpunkt der erhielt das vereinsgetragene Käthe Kollwitz-Museum
Ausstellung „Pomologie“ im Hessischen Landesuseum in der Berliner Fasanenstraße die Mietkündigung zum
für Kunst und Natur in Wiesbaden. Obstbaukunde (Po- Januar 2019. Das an sich moderne Museum, das un-
mologie) gehört zur Seßhaftwerdung des Menschen. längst mithilfe von KUNST AUF LAGER sein Depot mo-
Obstbäume gedeihen prächtig unter klimatisch beson- dernisieren konnte, hat nach dem altersbegründeten
ders günstigen Bedingungen. In manchen Gegenden, Ausscheiden seiner Leiterin derzeit nur eine Interims-
beispielsweise im Rheintal, sind Obstbaukulturen land- leitung ‒ die neue Direktorin, die vom Museum Moder-
schaftsprägend. Mehr als 20 000 Apfelsorten wurden ner Kunst Wörlen in Passau kommt, springt erst im
bis heute kultiviert (auch wenn es im Supermarkt so nächsten Frühjahr ins kalte Wasser. Wir wünschen ihr
scheint, als gäb es nur Pink Lady). Einer der bekann- bei der Suche nach geeigneten Mieträumen viel Erfolg
testen Pomologen ist bis heute der Kronberger Pfarrer ‒ es muß ja nicht unbedingt in der Neuköllner Karl-
Johann Ludwig Christ (1793-1813). Er war ein leiden- Marx-Straße sein.
schaftlicher Gärtner und Gartenschriftsteller; sein be-
sonderes Interesse galt der systematischen Einteilung ■ An der Berner Fachhochschule, Abteilung Konservie-
der Obstsorten. Seine Erfahrungen sind in der 1809- rung, fand am 12. und 13. Oktober eine mit über 100
1812 erschienenen „Vollständigen Pomologie“ versam- Teilnehmern gut besuchte englischsprachige Tagung
melt. Ihm ist zu verdanken, daß der Apfel zu einer der „Head, Hands and Heart“, veranstaltet von IIC London
beliebtesten Fruchtsorten in Deutschland heranreifte und einer Berner StudentInnengruppe statt. (https://
(bis 28. Januar 2018). www.iicbern2017.ch/) Es war dies die 4. derartige Ta-
www.museum-wiesbaden.de gung des IIC. Bemerkenswert war die internationale
Teilnehmerschaft und das große britische Aufgebot,
■ Zu den bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten um die absolut perfekte studentische Planung (in man-
1800 gehört der aus den friesischen Marschen stam- chem besser als professionelle Angebote!) und die
mende Orientforscher Ulrich Jasper Seetzen (1767- Übertragung der gesamten Tagung auf YouTube, was
1811). Er hatte Kontakte zu den Gelehrten seiner Zeit, auch das Einbringen von (leider nur wenig inhaltlichen)
wie etwa Alexander von Humboldt. Die Ausstellung Fragen über Twitter und Facebook ermöglichte. MUSE-
„Wissensdurst und Forscherdrang!“ zeigt zum ersten UM AKTUELL sponsorte die Übertragungstechnik.
Mal in Friesland jene Schätze, die Seetzen von sei-
ner Orientreise nach Gotha geschickt hatte; nämlich ■ Um eine, nicht nur auf die NS-Zeit und auf Kunstwer-
Tiermumien und altägyptische Kostbarkeiten. Es gibt ke fokussierte, systematische Sammlungsforschung
spannnende Objekte aus den Bereichen Universelles aufzubauen, haben die Fächer Kunstgeschichte, Mu-
Sammeln, Faszination Fremde, Angewandte Wissen- seologie und Geschichte der Universität Würzburg
schaft und Abenteuer Reisen zu sehen (Schloßmuseum den interdisziplinären Masterstudiengang „Samm-
Jever, bis zum 15. Dezember). www.schlossmuseum.de lungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“ eingerichtet.
Moccah, die letzte Station Seetzens. In C. Strahlheim: Die Wundermappe. Asien. 1837
MUSEUM AKTUELL 243 | 2017

